The new visitor center for the Upper Belvedere was designed as a very compact and flexible functional building that offers visitors a natural, relaxing and high-quality atmosphere between their arrival and the museum experience. The architectural approach pays particular attention to efficient solutions that allow unnecessary elements to be omitted and additional structural measures to be saved. A variety of contemporary planning concepts with regard to climate neutrality and cost-effectiveness, from the extent and structuring of the building volume to the choice of materials and the lighting concept, run like a common thread through the project.
The authors see the Visitor Center as an important link between arrival and experience. In this sequence, particular emphasis was placed on the room atmosphere. The lighting, material and building technology concept was designed to create a relaxing, warm atmosphere for visitors, which also invites them to linger for a short time and find peace. The clay plaster on the walls and ceiling creates a pleasant, natural room climate and excellent acoustics. Shiny and glare points caused by light sources are avoided. The exposure occurs indirectly via the ceiling and through the furniture where it is needed.
Cooperation Project by BFA x KLK + design consulting by Studio Quirin Krumbholz
Structural: Bollinger + Grohmann
Vollständiger Projekttext
Das neue Visitor Center für das Obere Belvedere wurde als sehr kompakter und flexibler Funktionsbau konzipiert, der Besuchern eine natürliche, entspannende und hochwertige Atmosphäre zwischen Anreise und Museumserlebnis bietet. Der baukünstlerische Ansatz richtet ein besonderes Augenmerk auf effiziente Lösungen, die es erlauben, entbehrliche Elemente wegzulassen und zusätzliche bauliche Maßnahmen einzusparen. Eine Vielzahl an zeitgemäßen Planungskonzepten, hinsichtlich Klimaneutralität und Wirtschaflichkeit, angefangen vom Ausmaß und der Strukturierung des Bauvolumens bis zur Materialwahl und dem Beleuchtungskonzept zieht sich daher wie ein roter Faden durch das Projekt.
Architektonische & funktionale Aspekte - Besuchererlebnis
Der Eingang von der Prinz-Eugen Straße wird durch ein einfaches Weglassen ermöglicht. Die ehemaligen Sanitäranlagen im Sockelbereich des Kavalierstraktes werden entfernt, was einen überdachten Bereich vor dem eigentlichen Zugang zum Visitor Center ohne Vordach erlaubt. Eine flache Rampe mit weniger als vier Prozent erschließt den regensicheren Bereich unterhalb des Kopfbaus. Die bestehende Treppe zu den alten Sanitärbereichen auf der Nordseite wird lediglich verbreitert und erlaubt den Besucherströmen einen weiteren Zugang vom Spiegelteich über den Pfirsichgarten.
Direkt nach dem Eingang erreicht man die Galerieebene, welche als Pufferzone mit Windfang und einem guten Überblick ins Foyer zur Orientierung dient. Hier befindet sich auch ein erster großzügiger Wartebereich mit Sitzmöglichkeiten und ein Bereich für Kinderwägen und Rollstühle.
Über eine große Freitreppe mit einem kompletten Einblick in die Funktionsanordnung gelangt man auf die eigentliche Foyerebene. Die Foyerhalle ist als vollkommen flexibler Raum konzipiert. Die gesamte funktionale Strukturierung mit Garderoben, Ticket- & Infocounter, Shop und Sitzmöglichkeiten erfolgt lediglich durch flexible Möblierung.
Das Visitor Center wird von den VerfasserInnen insgesamt als wichtiges Bindeglied zwischen Anreise und Erlebnis verstanden. In dieser Abfolge wurde im Speziellen auf die Raumatmosphäre ein besonderer Wert gelegt. Das Licht-, Material- und Haustechnikkonzept wurde für die Besucher auf eine entspannend warme Atmosphäre hin ausgelegt, die auch zum kurzen Verweilen und zur Ruhe kommen einlädt. Der Lehmputz an den Wänden und der Decke schafft ein angenehm natürliches Raumklima und eine ausgezeichnete Akustik. Glanz- und Blendpunkte durch Lichtquellen werden vermieden. Die Belichtung erfolgt indirekt über die Decke und durch die Möblierung gezielt dort, wo man sie benötigt.
Der neue Zugang zum Oberen Belvedere richtet sich streng nach den Anschlussmöglichkeiten und tragwerkstechnischen Aspekten im Bestand. Die Verbindung erfolgt beidseitig entlang der Mittelachse und mit ausreichend Abstand zu den Flügeltüren der ehemaligen Vorräume zur Sala Terrena. Optional können die Treppenbreiten reduziert und zusätzlich mit je einer Rolltreppe ausgestattet werden. Die Treppen sind mit 17/29cm und Podesttiefen von 218cm auf den größtmöglichen Komfort ausgelegt. Der zentrale Zugang zwischen den Treppen auf der Foyerebene bindet die Bestandstreppenhäuser und die Lifte für den barrierefreien Zugang an.
Architektonische & funktionale Aspekte - Mitarbeiterbetrieb
Die Anlieferung kann über eine kompakte Rampe mit 12 Prozent von der Prinz-Eugen Straße zu jeder Zeit und ohne Überschneidungen mit Besuchern erfolgen. Sie ermöglicht die regensichere Entladung eines 18 Tonners mit 7.5m Länge. Ein Lastenlift mit 3 mal 1,5 mal 2,5m(LxBxH) erschließt von der Anlieferung aus den Lager- und Manipulationsbereich im UG und den Mitarbeiterbereich im darüber gelegenen Kavalierstrakt mit Zugang zum Vorplatz mit dem Spiegelteich. Alternativ ist die Anlieferung daher auch ohne planerische Änderungen vom Bereich zwischen Kavalierstrakt und Spiegelteich möglich. Diese Lösung führt aber während der Parköffnungszeiten zu Überschneidungen mit den Besucherströmen. Die Rampenanlage entlang der Prinz-Eugen-Strasse kann in diesem Fall einfach eingespart werden.
Die Lager & Manipulationsflächen sind genau wie die Service & Cateringbereiche kompakt und mit direktem Zugang zum Foyer organisiert.
Das Cockpit befindet sich angrenzend an den regensicheren Bereich unterhalb des Kopfbaus und ermöglicht Einblicke zum Vorplatz, den Zugang und ins Foyer. Auch die Zufahrt zur Anlieferung ist von hier aus im Sichtbereich. Das bestehende Lüftungsgitter im Sockel wird durch ein Fenster ersetzt und hat mit der Glasfront zum Zugang genügend Ausblick und Tageslicht, um die Anforderungen der Arbeitsstättenverordnung zu erfüllen. Der weiteren Arbeitsplätze sind alle im oberen Nordteil des Kavaliertraktes untergebracht und erlauben eine schnelle Anbindung an alle Funktionsbereiche sowie den komplette Übersicht auf die oberirdischen Besucherströme. Die Zugänge zum Depot und dem Servicegang zum Oberen Belvedere bleiben über die Foyerebene erhalten. Der Gastronomiebetrieb kann komplett autark und unabhängig erfolgen.
Ökonomische, Ökologische Aspekte
Ein besonderes Augenmerk liegt auf der Reduzierung der Bauzeit und Materialeinsatz im Tiefbau. Ein System aus Fertigteil- und Halbfertigteilelementen bildet eine effizientes und nachhaltiges Gerüst für einen schnellen Baufortschritt. Die Ausnutzung natürlich vorhandener und erneuerbarer Energiepotentiale, wie z.B. freie Kühlung und Erdwärme, wird besondere Beachtung geschenkt. Durch einen bedarfsoptimierten Betrieb der technischen Anlagen und durch Einsatz moderner Mess-, Steuer,- und Regelungskomponenten wie „Energy Valve Systeme“, bzw. „Luftqualitätsmessanlagen“ werden Energieverbrauchsspitzen minimiert. Frischluft wird als Quelllüftung eingebracht und ist zusammen mit der punktuellen Abluft in der durchströmten Decke hoch effizient. Bei der Materialwahl wird in der Planung auf die Verfügbarkeit von Ersatzteilen besonders Rücksicht genommen. Wo technisch möglich, werden ökologische, nachwachsende bzw. recyclingfähige Materialen für technische Anlagen eingesetzt. Die Oberflächen der Foyerräumlichkeiten sind nicht nur selbst nachhaltig, sondern sparen durch die Dampfdiffusionsoffenheit zusätzlich Kosten im Betrieb. Das Lichtkonzept hält die normgerechten Anforderungen an die Funktion ein, ohne den Raum zu überstrahlen und wird entsprechend des atmosphärischen Raumkonzeptes nur lokal für Präsentationsflächen verstärkt.
Städtebauliche und landschaftsarchitektonische Aspekte
Der vorliegende Entwurf greift lediglich für den neuen Eingang von der Prinz-Eugen-Strasse durch ein Weglassen in der Sockelzone in den Bestand ein. Der Standplatz für den Hop-on Hop-of Bus wird entlang der Strasse um ca. 20m nach Süden verschoben. Der Baumbestand entlang der Prinz-Eugen-Strasse kann bis auf eine Ausnahme komplett erhalten blieben. Die Asphaltflächen im Park oberhalb des Visitor Centers können wie gewünscht auf einen wassergebundenen Boden zurückgeführt werden. Der Pfirsichgarten kann vollständig rekonstruiert werden. Haustechnische Öffnungen erfolgen gezielt und unmerklich im Sockelbereich über die bestehenden Schornsteine des Kavaliertraktes, im nicht einsehbaren Bereich hinter der Prunkstiege und am Südende des Pfirsichgartens über eine nicht einsehbare Bodenöffnung innerhalb des Beetes, neben der Treppe zum Eingang des Visitor Centers.